Tolle, träge Tage

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Die Tage bei Marie waren voll von Flachsgeschichten. Darum stand in der letzten Woche Familienprogamm auf dem Reiseplan. Sonst fahren meine Lieben wohl nie mehr mit mir „auf Tour“. Das Ziel der drei Reisetage war die schwedische Hauptstadt Stockholm und ein Treffen mit der Faserkünstlerin und guten Freundin Josefin Waltin.

So plätscherten die Stunden am Campingplatz, im Kanu und beim Sticken im Bus dahin. Inspiriert von den wunderschönen traditionellen schwedischen Stickarbeiten auf Wolle habe ich begonnen den Saum meines Leinenrocks mit Wiesenblumen zu verzieren. Das langsame dahinnähen passt perfekt zum Flow dieser Tage und nie hätte ich gedacht, dass ich mich davon so treiben lassen kann. Im Bus schaukeln wir vorbei an gefühlt 1000 Seen, den typischen roten Häusern und lichten Wäldern. Eine Kanutour lässt uns die Weite dieses Landes und vor allem den unendlichen Himmel erleben. Das Kind tobt über die Campingplätze, ich lasse das Leinenwissen, mit dem mich Marie so großzügig gefüttert hat langsam sickern und plane die nächsten Tage.

Linköping - ein Spaziergang im 19. Jahrhundert

Bevor wir Stockholm erreichen stoppen wir noch in Gamla Linköping, einem ganz besonderen Freilichtmuseum. Alle alten Häuser Linköpings wurden dort langsam zu einer richtigen Kleinstadt zusammengestellt. Man kann also durch die Gassen einer Kleinstadt des ausgehenden 19. Jahrhunderts schlendern, vorbei an Häusern die sogar zum Teil noch bewohnt werden. Wie so oft in Schweden wird man auch nicht zur Kasse gebeten. In keinem Land, in dem ich bisher war, ist es so günstig lokale Kultur zu erleben.

In Stockholm angekommen ist es mit der Ruhe vorerst vorbei. Der Campingplatz ist vollgestopft und laut - Kontrastprogramm zu den trägen Tagen. Auch in der Stadt ist es trubelig. Viele spannende Museen (Nationalmuseum mit den Birka Textilien und einer eigenen Textilgallerie, Museum der Seidenspinnerei,  Die königliche Kleiderkammer) würden zum Erkunden einladen, was ich aber verschieben muss. Zuerst will die werte Tochter die Stadt erkunden und dann treffe ich Josefin Waltin um mit ihr nach Birka zu fahren.

Birka - Handelplatz des Frühmittelalters

Birka war ein wichtiger Handelsplatz der Wikinger und ein reicher Fundort von frühmittelalterlichen Textilien - liebevoll nachgearbeitet und detailliert beschrieben im kleinen Museum. Leinen war auch in Birka schon ein wichtiges Material, wenn auch eher luxuriös, viel weiter verbreitet war Wolle. Spannend fand ich wie groß der Handelsradius der Wikinger war - Krapp aus dem Süden, Seide aus China, Goldmünzen aus Afrika. Ein wunderschöner Spaziergang in die Vergangenheit zusammen mit einer wunderbaren Frau. Josefin h.at österreichische Wurzeln (ihr Vater ist aus Wien) und wir haben uns schon einmal in Bad Ischl getroffen. Sie ist eine außergewöhnlich gute Spinnerin sowie Strickerin und inzwischen gute Freundin. Bei strahlendem Sonnenschein haben wir Birka erkundet und über die Welt geplaudert. FaserfreundInnen zu haben, inzwischen in der ganzen Welt, ist so etwas Besonderes und ich werde Berta ewig dankbar sein dafür!

Morgen geht es weiter nach Hälsingland – einer  traditionellen Flachsregion in Schweden – aber jetzt verlangt das Kind nach einer Runde Minigolf – Wir sind ja auch ein bisserl auf Urlaub.


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