Schwedens Weg das (Kunst)handwerk zu stärken

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Schwedens Weg das (Kunst)handwerk zu stärken

Ein bisschen neidisch bin ich ja schon – In drei Tagen bekam ich Einblick in das textile Tun von Marie Ekstedt Bjersing und Christin Wahlström Eriksson, habe eine wunderschöne
Leinenausstellung im Rydals besucht, im Gunnebo Schloss mit dem Restaurator gesprochen und bei Helenes Familie den versuchsweisen Flachsanbau und ihre vielen alten Geräte bestaunen können. Immer wieder entstand der starke Eindruck, dass es in diesem Land eine völlig andere Haltung dem (alten) Handwerk gegenüber gibt. Im Gegensatz zu Österreich versucht man hier zumindest den KünstlerInnen nicht noch zusätzliche Steine in den Weg zu legen und bietet viele niederschwellige Hilfen zur Vernetzung an.

Natürlich ist es nie einfach, wenn man sich etwas verschreibt, dass eigentlich schon nicht mehr da ist und mit Energie Recherche zurückgebracht werden soll, dass viel Zeit kostet und somit selten adäquat entlohnt wird oder werden kann und dass nicht die Masse, sondern die Nische bedient. Schweden geht jedoch einen Weg der motiviert, sich mit Kunsthandwerk zu befassen, auf vielen verschiedenen Ebenen.

27 Sorten Flachs

Wir besuchten am ersten Tag unseres Göteborg Aufenthalts Helena,Tommy und ihren Sohn Gustav. Sie betreiben nicht nur einen kleinen Bioobsthof Strommared, sondern experimentieren auch mit vielen verschiedenen alten Flachssorten. Die Saatenbank NordGEN hat 27 verschiedene alte Flachssorten, die an zwei verschiedenen Standorten von der Familie vermehrt und an das lokale Klima angepasst werden. Ausgangspunkt für den Versuch war wiederum das Projekt 1 kvm lin - 1 m2 Flachs (Mehr zu diesem Projekt) für das man jetzt statt der industriellen, lokale Sorten verwenden möchte. Helena hat auch eine Scheune eingerichtet mit verschiedensten Handwerkzeugen und vernetzt mit ihrer Familie viele Flachsenthusiasten. Das alles ist möglich, weil es für diese Art von Arbeit hier aktive Hilfe seitens der Regierung gibt und zwar Netzwerkbüros für Kunsthandwerk, die viel administrative Arbeit übernehmen, beraten und bei der Umsetzung helfen. Auf diese Weise können Kreative genau das tun was sie am Besten können, nämlich kreativ sein.

Kunsthandwerk an der Universität

Ein weiterer Hinweis darauf, dass (Kunst)handwerk in Schweden einen völlig anderen Stellenwert hat, ist die Verankerung in Schulen und Universitäten. Handarbeitsunterricht ist in Pflichtschulen kein ungeliebtes Anhängsel, sondern ein recht umfassendes Fach und auch an Unis kann man Kunsthandwerk studieren. Selbst in Studiengängen, die sich primär um maschinelle Verarbeitung kümmern, ist die Basis, nämlich das Handwerk als Pflichtveranstaltung vorgesehen. Es gibt Gelder für Forschung und Schulen wie Saterglantan, die anerkannte Kunsthandwerksausbildungen anbieten.
Handwerk wird immer ein „hartes Brot“ sein, mit dem Weg den Schweden geht, haben wir aber die Chance alte Techniken zu erhalten und der jungen Generation Lust auf Handwerk zu machen.


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2 Antworten zu “Schwedens Weg das (Kunst)handwerk zu stärken”

Monika Lutz

Danke für den ausführlichen Bericht und die schönen Bilder. Viel interessanter jedoch wäre gewesen, Detailaufnahmen und eine genaue Beschreibung zu geben, wie so ein „Flachshammer“ bzw. ein „Schwingrad“ genau aufgebaut sind und funktionieren, da es sowas bei uns ja nicht gibt. Vielleicht kann man das noch ergänzen.
MfgMonika

Christiane Seufferlein

Liebe Monika, Leider waren wir beim Flachshammer schon in der Nachsaison und alle Häuser waren zu. Ich habe alle Infos von den wenigen Infotafeln zusammengetragen und übersetzt. Mehr als das was ich gepostet habe, gibts leider nicht. Aber natürlich wärs fein nochmal dahin zurück zu kommen wenn der Hammer läuft und etwas vorgeführt wird

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