Kinderleben im Flachs Jahreskreis

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Im Bäuerlichen Jahreskreis waren die Kinder eines Hofes fix eingeplante HelferInnen. Viele Aufgaben rund um den Flachsanbau lag in Kinderhänden. Für manch ein Bauerskind war die Arbeit lästige Pflicht, aber sie markierte auch Übergänge. Je nach Alter wurden dem angehenden Bauern oder der jungen Bäuerin andere Dienste übertragen. Das machte natürlich auch stolz.

Bevor das Feld bestellt werden konnte rief der Mühlviertler Bauer die ganze Familie zum "Stoaglaubm" (Steine aus dem Feld holen) Da der Boden oft karg und sehr steinig war, und der Flachs ein sehr schönes Saatbett braucht, wurde alle Hände benötigt, um kleine und große Steinbrocken aufzulesen, auf einen Wagen zu werfen und später am "Glaubstoahaufen" (Steinhaufen) zu lagern. Die Steine waren kein Abfall sondern Baumaterial und wurden für alle möglichen Projekte am Hof verwendet. Bis heute erinnern sich MühlviertlerInnen an diese monotone Arbeit, die von Kindesbeinen an getan werden musste.

Nach dem Anbau wartete die nächste Arbeit auf Frauen und vor allem Mädchen – das "Hoagrosen" (Flachsjäten). Burschen wurden nur dann hinzugezogen wenn die weibliche Arbeitskraft am Hof zu wenig zahlreich war. Bei der späteren Ernte halfen meist nur größere Kinder mit. Die Kleinen bekamen ihren Einsatz dann beim "Boinhiaten" (Samenkapseln hüten). Nach dem Riffeln wurden die noch unreifen Samen auf großen Tüchern aufgelegt zum Nachreifen. Weil die fetten Samen auch ein beliebtes Vogelfutter ist, war es Aufgabe der jüngeren Kinder jeden Vogel zu verjagen, der dem wertvollen Saatgut zu nahe kam.

Die Betreuung der zum Rösten ausgelegten Flachstängel fiel ebenfalls in den Zuständigkeitsbereich der Kinder. In manchen Regionen wurde das Flachsstroh bei langer Trockenheit gegossen, um die Röste voran zu treiben. Da hieß es dann Wasser zum Feld schleppen und hoffen, dass der Bach oder der Brunnen nicht zu weit entfernt waren. Auch das Umdrehen der Stängel, damit die Röste gleichmäßig verlaufen konnte, wurde von den Kindern erledigt.

Beim Brecheln und Hecheln, waren die Kleinen meist nur Zaungäste. Der fertig verwobene Leinenstoff machte ihnen dann aber wieder Arbeit. Vor dem Bleichen mussten die Kinder alle Löwenzahnpflanzen auf der Bleichwiese ausstechen. Würde der Löwenzahn nämlich unter dem Leinen aufgehen, hinterlässt er hartnäckige Flecken. Sobald die langen Bahnen aufgespannt waren, kam wieder das Wasser ins Spiel. Am Tag ein bis zweimal mussten die Stoffe nass gemacht werden, um im Sommer flott zu bleichen. Das war wieder eine ganz typische Kinderarbeit, die oft in größeren Kindergruppen gemeinsam erledigt wurde.

Flachs war ja nur eine Feldfrucht, die Arbeit machte und es gab noch viele andere Hilfstätigkeiten, die die Kinder neben der Schule und dem Lernen ausführen mussten. Kinder übernahmen also sehr früh Verantwortung für das Wohlergehen der ganzen Familie. Trotzdem erinnern sich viele Bäuerinnen mit Wohlwollen an die Zeit, hat man doch gemeinsam mit den anderen Kindern der Nachbarhöfe so manchen Unsinn beim "Boinhiaten" ausgeheckt.


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