Kein Bauernhaus im oberen Mühlviertel oder dem Bayrischen Wald war komplett ohne diverse Heiligenfiguren. In der Zimmerecke wachte ein Kruzifix über die Familie, unter dem Giebel oft die Jungfrau Maria in einer kleinen Nische und über dem Esstisch bewegte sich meist eine Taube bei jedem Luftzug.
Die Taube als Symbol für den heiligen Geist, sollte ebenso wie alle anderen christichen Symbole das tägliche Tun im Haus segnen, auch wenn ihr volkstümlicher Name wenig sittsam klingt - die Figur über dem Küchentisch hieß nämlich "Suppenbrunzer" (Suppenpinkler)
Und diese Name erklärt recht genau, was an einem typischen Winterabend in einer Bauernstube geschah. Nachdem sich alle Menschen am Hof um den Tisch versammelt hatten, trug die Bäuerin die Suppe in einem großen Topf auf. Der Dampf der Speise und natürlich auch die Anwesenheit der vielen Menschen in einem doch eher kleinen Raum ließ die Luftfeuchtigkeit steigen.
Der Dampf kondensierte an der Holzfigur oder der Glaskugel in der das Täubchen oft saß und tropfte zurück in die Suppe - der Vogel pinkelte also. Weil es sich aber nicht irgendein Federvieh, sondern um den heiligen Geist handelte, stellten die Tropfen eine Segnung des Essens dar. Außerdem zeigten sie dem Bauern auch an dass es in der Stube nun feucht genung war um nach dem Essen direkt an den Webstuhl zu gehen. Flachs braucht eine hohe Luftfeuchtigkeit, um sich gut spinnen und weben zu lassen.