Werg bezeichnet die kürzesten Fasern eines Flachszopfes, meist vermischt mit vielen Schäben und Staub. Es gibt traditionell viele verschiedene Arten den Werg zu verspinnen, ich finde die Röllchenart super praktisch, weil sie keiner speziellen Vorrichtung bedarf und den meisten HandspinnerInnen von der Wolle her bekannt ist.
Wer naturbelassene Wolle spinnt kennt das Problem der vegetablen Einstreu im Vlies. Wen die kleinen Teilchen in der Wolle stören, sollte jetzt sehr stark sein, denn beim Werg wurde traditionell nichts heraussortiert. Er wurde mit Stroh, Staub und teilweise veritablen Holzteilen versponnen. War er doch das wichtigste Grundmaterial für alle Planen und Seile am Hof. Die Verarbeitung musste schnell gehen und viele, viele Meter grobe Leinwand liefern.
Je nachdem, wie genau man längere Fasern beim Vorbereiten aus der Karde herausgezogen hat, können die Röllchen kompakter oder lockerer sein. Viele lange Fasern halten die Rolle gut zusammen. Ist das der Fall, ziehe ich vorsichtig an den Enden, um die Fasern aufzulockern. Dann ist der Werg auch schon spinnfertig. Wie bereits erwähnt wurde Werg nie auf "Schönheit" gesponnen, auch nicht auf Feinheit. Es sollten gute Schußfäden für grobes Gewebe entstehen und daher machte man ihn traditionell beim Spinnen auch nicht feucht, wie man das beim Langflachs tut. Wer nur Werg zur Verfügung hat und trotzdem schönes Garn haben möchte, sollte unbedingt feucht spinnen. Auf diese Art verkleben die Fasern untereinander und ergeben ein weniger fusseliges und glatteres Garn.
Werg braucht für mein Gefühl etwas mehr Drall wie in der Länge vergleichbare tiereische Fasern. Flachs schluckt enorm viel Energie. Außerdem wird Werg auch häufig im Anschluss verzwirnt, auch deshalb ist ein MEHR an Drall nicht schlecht. Richtet euch nun ein Schälchen mit Wasser oder mit einem feuchten Schwämmchen her und stellt es in bequeme Reichweite zu eurem Spinnrad auf Feuchtigkeit soll immer MIT dem Drall in den Faden laufen. Ist der Faden bereits versponnen bringt das Befeuchten nicht mehr so viel, wird der unversponnene Faservorrat befeuchtet lässt er sich nicht mehr ausziehen. Darum mache die Finger der Spinnhand nass, ziehe aus wandere mit dem Drall den entstehenden Faden entlang. Auf diese Art gelangt die Feuchtigkeit genau dorthin, wo sie hin gehört. Mit Wasser auf keinen Fall sparsam umgehen, das Garn darf durchaus NASS sein. Wichtig ist nur dass es dann nie zu lange auf der Spule bleibt, sondern zum Trocknen gehaspelt wird. Wer es gern sauber hat, kann auch beim Werg im Spinnprozess Schäbenteilchen auszupfen. Das ist zwar mühsam aber auf diese Art kann ein sehr schönes Werggarn entstehen, dass sicher für mehr Einsatz findet als für grobe Planen.