Flachsspinnen- Vorbereitung

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Sobald man in einem Spinnforum das Wort "Flachs" fallen lässt, geht ein kollektives Zusammenzucken durch die Reihen. Die feine Pflanzenfaser hat den Ruf kompliziert und schwer spinnbar zu sein. Das ist richtig und falsch zugleich. Mit ein paar einfachen Kniffen hat jede halbwegs versierte Spinnerin flott einen annehmbaren Flachsfaden produziert. Höchste Qualität und Feinheit setzt allerdings perfektes Material, viel Übung und eine gute Faservorbereitung vorraus. In mehreren Teilen möchte ich euch die Grundlagen des Flachsspinnens näher bringen.

Die erste Hürde für HandspinnerInnen ist wohl an gutes Fasermaterial zu kommen. Die allermeisten FaserhändlerInnen führen Flachs lediglich als Kardenband und das ist dann kein Langflachs sondern der viel kürzere Werg. Der Vorteil dieser Verarbeitung ist, dass sich die Spinntechnik kaum von der der Wollfaser unterscheidet. Leider sind die Werg-Kardenbänder häufig wirklich Abfallmaterial und kommen mit viel holzigen Rückständen, sehr kurzen Fasern und Unmengen an Staub daher. Das trübt nicht nur das Spinnvergnügen, es verhindert auch wirklich schöne Ergebnisse.

An schönen Langflachs zu kommen ist meist eher schwer. Mir ist im deutschsprachigen Raum nur Egon Heger vom Flachsshop bekannt, der kleinere Mengen an schönem Hechelflachs vertreibt. Ansonsten bleibt den SpinnerInnen nur der Eigenanbau oder eben antiker Hechelflachs wie wir ihn im Bertas Flachs Projekt verteilen. Aber auch der schönste antike oder neue Hechelflachs braucht vor dem Spinnen noch etwas Zuwendung, um sehr feine Fäden produzieren zu können.

Mein erster Handgriff, wenn ich einen Flachszopf öffne, ist das gründliche Ausschütteln. Die gröbsten Schäbenreste und Staub fallen auf diese Art schon einmal heraus. Dann teile ich den Zopf in kleinere Einheiten – sogenannte "Handvolle".

Karde statt Hechel: Es lebe die Improvisation

In Ermangelung von originalen Hecheln in verschiedenen Abstufungen verwende ich für den nächsten Schritt meine gröbsten Handkarden. Ich lasse die Handvolle mit Schwung immer wieder über eine meiner Karden gleiten und achte darauf,den Zopf gut fest zu halten. In der Karde bleiben kürzere und mittlere Faserlängen zurück. Nur die ganz langen Haare behält man in der Hand. Nach zwei Druchgängen sollte der Langflachs deutlich weicher und sehr sauber sein. Die längsten Fasern auf der Karde ziehe ich nach unten heraus und sortiere sie extra. Was am Ende an ganz kurzem Material auf dem Kardenbelag bleibt, wird als Wergröllchen verarbeitet.

Auf diese Art produziere ich drei Faserqualitäten: Sehr einheitlichen Langflachs, den ich vom Rocken verspinne, mittlere Faserlänge die ich ebenfalls am Rocken oder aus dem Handtuch heraus verarbeite und eben die schon angesprochenen Wergröllchen. Diese sind auch die ersten, die ich bei meinen Flachskursen mit meinen TeilnehmerInnen verarbeite.

Achtung bei diesen Arbeiten produzieren wir neben tollen Fasern auch unglaublich viel Staub. Er sammelt sich am Kardenbelag, auf eurem Schoß, dem Fußboden und auch in unseren Lungen. Darum macht es durchaus Sinn diese Vorbereitungsschritte im freien oder bei sehr guter Belüftung zu machen.


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