Nach dem lauten, quirligen Stockholm, war der ganzen Familie nach Meerluft um die Nase. Darum zuckelten wir an der Ostküste langsam Richtung Hälsingland und übernachteten in Rullsanden der „Schwedischen Riviera“. Hier herbstelt es schon sehr und baden war nur was für Hartgesottene – also definitiv was für Rie. Ich bin immer wieder überrascht wie dramatisch der Himmel hier sein kann, wie rasch das Wetter umschlägt und wie falsch Wettervorhersagen liegen können.
Die Hochburg der Schwedischen Leinenproduktion streifen wir nur - Hälsingland ist eine eigene Reise wert und zwar wenn die ganzen Museen auch wirklich geöffnet haben. Dass Mitte August hier schon alles die Läden dicht macht, war uns so auch nicht klar. Durch die Leinenverarbeitung im 18. und 19. Jahrhundert reich geworden, investierten die Bauern ihr Geld in wunderschöne große Höfe, die sogenannten Hälsingehöfe - reich bemalte Wände und Tapeten, geschnitzte Dekorationen an Dächern und Fenstern, kein Wunder, dass 7 Gebäude im Jahr 2012 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurden. https://www.halsingelinnevaveri.se/
Reichtum durch Leinen
Im Besucherzentrum war nachzulesen, dass zwischen 1843 und 1847 Jahr für Jahr 255 Tonnen Flachs und 1,5 Millionen Meter Leinengewebe in allen Qualitäten von Hälsingland aus verkauft wurden.
Um diese großen Mengen nicht nur anzubauen, sondern auch zu Fasern verarbeiten zu können hatte der Pfarrer Olof Johan Broman um 1700 in Hudiksvall die Idee, die Kraft von Wasserrädern für die zwei kräftezehrendsten Schritte in der Verarbeitung zu nutzen – das Brechen und das Schwingen. Über 1000 dieser wasserbetriebenen Produktionsstätten existieren in Hälsingland. Heute sind noch gut ein Dutzend davon erhalten. Eine Anlage kann man in der Nähe von Växbo besichtigen. Mehr zu der Anlage könnt ihr HIER nachlesen.
Växbo Lin hält die Tradition in Hälsingland aufrecht
Gleich in der Nachbarschaft der Trolldalen Mühle steht Växbo Lin https://www.vaxbolin.se/ eine von vier reinen Leinenwebereien Schwedens. Gegründet von Rolf Åkerlund 1990, als alle anderen Textilunternehmen aus Schweden abwanderten übernahm das junge Paar Hanna und Jacob Bruce 2006 den Betrieb. Der wunderschön gestaltete Schauraum verführt zum Stöbern und kaufen, außerdem darf man als Besucher einfach in die Produktion spazieren und den Maschinen beim Rattern zuhören.