Alle Bastfasern aber auch so manche Baumwollsorte haben eine graue, bräunliche oder beige Färbung. Besonders Heimtextilien sollten aber rein Weiß sein als Zeichen von Sauberkeit und guter Haushaltsführung.
Frisch gewebte aber auch durch Gebrauch schmutzig gewordene Textilien wurden daher der sogenannten Rasenbleiche unterzogen. Auf einer Wiese in der Nähe eines Flusses, dem Bleichplatz oder auch der Tuchbleiche, wurden die nassen Gewebe, aber auch Garne, flach ausgelegt oder aufgespannt und kontinuierlich feucht gehalten. Um fettige Bestandteile zu entfernen, aber auch Harze und Wachse die in den Fasern eingelagert sind, legte man die Leinenstücke vor der Bleiche in Pottaschelauge ein oder befeuchtete die Waren auch zwischendurch mit Aschelauge. Verstärkt wurde die Wirkung auch noch durch eine Behandlung mit saurer Milch – dem sogenannten ansäuern.
Chemisch gesehen nutzt die Rasenbleiche ein natürliches Phänomen. Wirkt atomarer Sauerstoff auf Wasser ein entsteht Wasserstoffperoxid (H2O2) – ein starkes Bleichmittel. Besonders nach Gewittern ist es im Regen enthalten. Außerdem bildet die Photosynthese des Rasens auf dem die Textilien liegen sogenannte Sauerstoffradikale, die ebenfalls bleichend wirken.
Bis ein Leinengewebe fast vollständig weiß war dauerte es bis zu sechs Monate und es musste zumindest einmal gewendet werden.
Danach kam der zweite gründliche Waschgang mit Aschelauge, um eventuelle Flecken die bei der langen Bleichzeit entstanden sind zu entfernen.
Wie ein Waschtag aber auch das Bleichen bis in die 60er Jahre in Deutschland und Österreich abgelaufen ist, zeigen dieses Videos: